Das Mehrhooger Lehrer-Ehepaar Frauke und Robert Kielstropp - sie am AVG, er am KDG beschäftigt - haben über ihre 14-monatige Reise durch Europa, Asien und Afrika ein Buch geschrieben. Der RP haben sie von ihren spannendsten Abenteuern erzählt.
VON MARTHA AGETHEN in RP vom 6.11.2010
WESEL/HAMMINKELN. Manchmal ergriff sie nach all der Euphorie doch so etwas wie Fassungslosigkeit angesichts der eigenen Courage. Frauke und Robert Kielstropp starteten am 14. Mai 2006 auf „Pepa" und „Erki", den beiden Suzuki-Maschinen, von Mehrhoog aus Richtung Asien. Der erste Tag führte sie in den Westerwald. In den folgenden 14 Monaten würden sie über Osteuropa bis zum Iran und Hindukush nach Thailand und Afrika vordringen. 17 000 Euro waren zusammengespart, als der lang gehegte Traum vom Abenteuer wahr wurde.
Gastfreundliches Pakistan
Noch heute ist eine Wand des Arbeitszimmers mit Fotos gepflastert. „Wir hatten uns baugleiche, kleine Maschinen ausgesucht, die einfach mit Hammer und Schraubenzieher zu reparieren sind", erzählt Robert, der zuvor wochenlang in der Werkstatt eines Freundes das nötige Know-how erwarb. Nur wenig Gepäck reiste mit: Zelt, Isomatte, Schlafsack, Kochgeschirr, Werkzeug, drei T-Shirts, ein Pulli, Goretex-Sachen und Motorradstiefel. Spritreserven in Cola-Flaschen, Bücher zum Tauschen, Visa - alles bestens durchdacht. Ein Impfmarathon ging voraus. Jedes der 26 Länder, die wir bereist haben, war anders als gedacht", sagt Frauke.
Besonders Pakistan. Ein wenig flau war beiden schon zumute: die islamische Welt empörte sich gerade über die Mohammed-Karikaturen. „Doch das war das gastfreundlichste Land. Mit Familienanschluss!" Sie feierte dort den 30. Geburtstag. „Unser Blick auf die Welt hat sich verändert", meint auch Robert, der heute Politik am Weseler Konrad-Duden-Gymnasium unterrichtet. „Wir fühlten uns während der ganzen Reise nie bedroht, immer war jemand da, der weiterhalf!" Allerdings trug Frauke zwischen Iran und Indien stets Kopftuch. Ihre Geschlechtsgenossinnen dort haben nicht schlecht über die Frau auf dem Motorrad gestaunt. Ganz ohne Blessuren ging es nicht ab. Einmal liegt Frauke, vom Motorrad begraben, in einem Wassergraben, hat eine Schulterprellung. In Namibia überschlägt sie sich auf einer Sandpiste. Der Kreuzbandriss wird erst nach vier Monaten im Weseler Marien-Hospital entdeckt. In Pakistan haben sie schlimmen Durchfall bei 54 Grad Celsius und lassen sich schwach wie Babys von einer Rikscha ins Krankenhaus bringen. Am 4600 Meter hohen Khunjerab-Pass an der chinesischen Grenze geht Robert, Frauke, Pepa und Erki die Puste aus - alles nichts gegen die Begeisterung über Menschen und Landschaften. Exotik pur: In Nepal auf einem Elefanten den Tigern „nachstellen", per pedes hinauf zum 3500 Meter hohen Base-Camp des Rakaposhi (Nordpakistan), Trommeln am Strand von Afrika: „So mitreißend, dass einem die Spucke wegblieb", sagt Frauke, die Musik am Andreas-Vesalius-Gymnasium unterrichtet.
Stimmung nahe am Gefrierpunkt
Die 700 Kilometer lange Drogenschmuggelroute in Belutschistan machten sie vorsichtshalber in einem Rutsch (Singen half gegen die Rückenschmerzen). Doch kein Krieg in Afghanistan und keine äthiopische Bettlergruppe konnte sie entmutigen. Natürlich näherte sich die Stimmung ab und zu gefährlich dem Gefrierpunkt. „Doch einer hat den Stress des anderen immer gut aufgefangen", lächelt Robert, damals frisch gebackener Ehemann. Freunde kreuzten ihren Weg. Mit einem Bayern (68) durchquerten sie den Sudan, und er bekam mitten in der Wüste Herzprobleme. „Wir waren froh, als wir ihn glücklich bis Wadi Haifa gebracht hatten." Die momentane Not in Pakistan nimmt sie mit: „Man macht sich Sorgen um die pakistanischen Freunde, erreicht sie plötzlich nicht mehr per E-Mail", sagt Robert.
INFO: Das Buch zur Tour„Auf und davon", das Buch der beiden Gymnasiallehrer, ist intelligent und humorvoll geschrieben. Erschienen ist es soeben im Verlag Reise Know-how. Es hat 360 Seiten und kostet 19.50 Euro. www.mundito.info