Hunderte Fans zitterten beim Public Viewing auf dem Kornmarkt, in den beiden Gymnasien und in zahlreichen Kneipen mit Jogis Elf. Große Enttäuschung nach 0:1 gegen Serbien. Trotzdem ist Deutschland für viele WM-Favorit.
VON KLAUS NIKOLEI in RP vom 19.6.2010
WESEL Noch bis kurz vor Schluss glaubt Kiki Klaessen (42) fest an den Ausgleich. „Mein Mann sagt, in der 92. Minute trifft Gomez zum 1:1", sagt sie und drückt zusammen mit Hunderten Fans im rappelvollen WM-Sommerclub auf dem Kornmarkt den Deutschen die Daumen. Immer wieder gibt's einen kollektiven Aufschrei, wenn Poldi eine seiner fünf guten Chancen versiebt oder der Unparteiische gegen Deutschland pfeift. Nach fast 95 Minuten ist Schluss. Enttäuschung macht sich breit im weiten Rund des Kornmarktes. Die Vuvuzelas in Schwarz-Rot-Gelb schweigen, die meisten Fans ziehen enttäuscht in die zuvor leer gefegte Innenstadt. Wie auch immer: Das deutsche WM-Spiel war gestern Wesels Ereignis Nummer eins.
Ein Auto mit jubelnden Serben
Ein einziges Auto mit vier jubelnden Serben fährt hupend am Kornmarkt vorbei. „Der Schiri war böse. Und Poldi hatte einen rabenschwarzen Tag", resümiert Christoph Klaesssen. Mittwoch, wenn's im Spiel gegen Ghana um den Einzug ins Achtelfinale geht, sind die Klaessens wieder am Kornmarkt. Denn: „1974 haben wir gegen die DDR 0:1 verloren und sind letztlich doch Weltmeister geworden", sagt Christoph Klaessen trotzig.
Wie überall in der Republik ist auch in Wesel die erhoffte große Party nach der Niederlage gegen Serbien ausgefallen. Dabei hatten sich alle nach dem 4:0 gegen Australien so auf die Fortsetzung des WM-Sommermärchens gefreut. Entsprechend gut besucht waren die zahlreichen Public-Viewing-Veranstaltungen. Unter anderem im Beach-Soccer-Pagodenzelt am Hotel-Haus Duden, auf der eigens gezimmerten Tribüne in der Fusternberger Gaststätte Zur Linde oder in den beiden Gymnasien.
In der Sporthalle des AVG und in der Aula des KDG stimmten kurz vor 13.30 Uhr jeweils gut 250 Schüler die Nationalhymne an und schwenkten fleißig ihre Fähnchen. Kollektives Entsetzen nach dem 1:0 der Serben und dem verschossenen Elfer von Poldi. „Trotzdem werden wir am Ende Weltmeister." Davon sind viele überzeugt. Und auch Stefan Hasler, Wirt des Müllers und Organisator des WM-Sommerclubs mit der RP im Ex-Pub am Kornmarkt, versucht der Niederlage noch etwas Positives abzugewinnen. „Wenn wir am Ende Gruppenzweiter werden sollten, dann spielt Deutschland im Achtelfinale Samstagsabend und nicht Sonntagnachmittag. Und das", sagt er schmunzelnd, „ist gut fürs Geschäft."
INFO: Keiner tippt richtig
Fünf tolle RP-Bälle wollte die Rheinische Post gestern bei der großen Tipp-Aktion im WM-Sommerclub verlosen. Doch keiner der vielen Teilnehmer hatte das richtige Ergebnis getippt. Mit einer Niederlage gegen Serbien hatte wirklich niemand gerechnet.