Nach den Ferien beginnt am Konrad-Duden-Gymnasium ein neues Kapitel. Dafür gibt es einiges Neues. Joachim Freund in NRZ vom 9.7.2010
Wesel. Jetzt kommen erst einmal die Ferien. Danach beginnt am Konrad-Duden-Gymnasium ein spannendes neues Kapitel: der Ganztagsbetrieb. Schulleiter Dr. Heinzgerd Schott und seine Kolleginnen und Kollegen der Steuerungsgruppe erhielten von den Politikern des Schulausschusses, denen sie die Planungen dafür vorstellten, durch die Bank viel Beifall.
Für 85 Lehrerinnen und Lehrer und die 126 Schülerinnen und Schüler, die in den fünf neuen Eingangsklassen als KDG-Ganztagspioniere starten, gibt es neue Strukturen. 36 Wochenstunden haben die Fünftklässler zu absolvieren, täglich von der ersten bis zur sechsten Stunde, dazu an drei Nachmittagen jeweils zwei Stunden. Eine neue Qualität bedeuten die Lernzeiten -fünf Stunden pro Woche, die wie die oft in Doppelstunden vermittelten Unterrichtsfächer in den Stundenplan aufgenommen werden. Auch Arbeitsgemeinschaften sind mit zwei Wochenstunden fester Bestandteil des Schulalltags.
Die Lernzeiten beinhalten individuelles Lernen, Vertiefen und Aufarbeiten unter fachlicher Betreuung, wodurch die Hausaufgaben bis auf spezielle Vorbereitungen entfallen. Die neuen Pflicht-Arbeitsgemeinschaften (die bisherigen freiwilligen bleiben daneben bestehen) sind nicht bloße Beschäftigung oder allein Ausgleich zum Fächerunterricht; sie sollen auch zu sinnvoller Freizeitbeschäftigung beitragen und Kompetenzen vermitteln. Das gilt etwa für das Angebot Experimente als Vorstufe zu Biologie oder Chemie, für Fitness (Entspannungstechniken) oder „Tastschreiben" (endlich mal Zehn-Finger-System am PC).
Überlebenshilfe für Vereine
Zwei Drittel der neuen KDG-Schüler haben diese schulischen Angebote gewählt, zu denen auch Gitarre, Leichtathletik und - besonders beliebt - Zirkus (Nachwuchsschmiede für den Schulzirkus Butterfly) zählen. Die übrigen lassen ihr Engagement in Sportvereinen, bei Pfadfindern oder in Musikschulen als AG-Beitrag anrechnen. Mit solchen Einrichtungen hat die Schule Kooperationsvereinbarungen getroffen.
Dies sei ein wichtiger Beitrag, lobten etwa Frank Schulten und Ausschussvorsitzender Ulrich Richartz (beide CDU), um dem zunehmenden Konflikt zwischen Nachmittagsunterricht und Engagement in der Freizeit zu begegnen - für manche Vereine gar eine Überlebenshilfe.
Montags, mittwochs und donnerstags, den Tagen mit Nachmittagsunterricht, steht den Schülern in der Mittagspause nicht nur die um einen Raum und um 30 auf 130 Plätze erweiterte Mensa zur Verfügung, sondern zudem Tischtennisplatte, Kicker, Spielekiste sowie in den Pavillons ein Lese- und Ruheraum mit bequemen Sitzmöbeln und ein Raum für neu angeschaffte Kurzzeit-Spiele. Auch die Lehrer erhalten Neues: In den Ferien wird das Lehrerzimmer vergrößert, und es entsteht ein Arbeitsraum mit Literatur und 13 statt bisher drei PC-Plätzen, so dass Zeiten zwischen den Einsätzen im Unterricht intensiver für Vorbereitungen genutzt werden können.
Bedarf wirkt sich bei Anmeldungen aus
Schließlich mussten auch die Busverbindungen geklärt werden. „Alle Linien, die wir brauchen, fahren zu den erforderlichen Zeiten", so Dr. Schott, der eine Nachfrage nach einem Ganztagsangebot sieht: „Es gibt eine ganze Reihe von Eltern, die gezielt danach suchen." Bei den jüngsten Schulanmeldungen habe sich das neue Angebot „leicht positiv" ausgewirkt. Schritt für Schritt wird es in den folgenden Schuljahren den gesamten Schulbetrieb umfassen, der derzeit 1150 Schüler einschließt.
RAUMPROBLEME: Lange Wege kosten Zeit
Nicht nur für die „Kleinen", auch für die „Großen" ändert sich etwas. Die vier Jahrgänge der Oberstufe, die es zum neuen Schuljahr gibt, werden keine siebte Stunde mehr haben. Die älteren Schüler nutzen ihre Mittagspause oft, um nach Hause zu fahren oder in Schulnähe essen zu gehen. Eng wird es für sie und ihre Lehrer, wenn sie zwischen KDG und Hauptschulgebäude nebenan wechseln, wo ihnen demnächst zehn Unterrichtsräume der aufgelösten Hauptschule zur Verfügung stehen. Sechs bis sieben Minuten dauert das, ergaben Tests. Und ordentlich nass können sie dabei werden. Das sei keine Lösung, sondern ein Provisorium, so Dr. Schott. Der Ganztag werde weiteren Raumbedarf ergeben.