VON JULIA NAKÖTTER in RP vom 25.3.2010
WESEL An frischen Brezeln könnte sich Celine satt essen. Die 15-jährige Französin ist seit Samstag in Wesel zu Gast und stellt begeistert fest: „Deutschland ist besser, als ich es mir vorgestellt habe." Mit 18 Schülern und zwei Lehrern des College Raoul Rebout aus Montlouis-sur-Loire in der Nähe von Tours belebt Celine den deutsch-französischen Austausch am Konrad-Duden-Gymnasium neu.
„Wir hatten über zehn Jahre einen regen Kontakt zu einer Schule in der Normandie", weiß KDG-Lehrerin Francoise Bröckerhoff. „Doch das Interesse am Schüleraustausch wurde auf französischer Seite leider immer geringer." Gegenseitige Besuche blieben seit 2000 aus. Durch Zufall rückte jetzt das College aus der Nähe von Tours nach. „Eine Kollegin ist über das Internet in Kontakt mit der Schule getreten", erläutert KDG-Pädagogin Rita Matenaers. „Der erste Besuch der Franzosen in Wesel bildet hoffentlich den Auftakt für eine lang anhaltende Freundschaft."
Dolmetscher für die Eltern
Die 19 jungen Franzosen sind acht Tage lang bei Gastfamilien in Wesel und Hamminkeln untergebracht. Ein Gastgeber ist der 14 Jahre alte Tom. „Frei in einer anderen Sprache zu sprechen, ist ziemlich kompliziert. Weil meine Eltern kein Wort Französisch können, bin ich daheim der Dolmetscher." Den ersten Kontakt zu Austauschschüler Valentin knüpfte Tom per E-Mail. „Wir haben Bilder ausgetauscht, so dass wir wussten, wie der andere aussieht", sagt der Achtklässler. Bei einer Stadtrallye lernten die Gäste Wissenswertes über Wesel kennen. Heute steht ein Ausflug nach Köln auf dem Besichtigungsprogramm. Zum Abschluss der Austausch-Woche ist eine große Feier geplant. Im Mai reisen die KDG-Schüler dann Richtung Tours.
Begleitet wird die Gruppe in Wesel von Lehrer Jean Philippe Quie-ne. Vor 37 Jahren nahm der heutige Biologie-Lehrer an einem privaten deutsch-französischen Austausch teil, besuchte Südlohn im Kreis Borken. „Leider ist der Kontakt irgendwann abgebrochen", berichtet der Franzose. Doch KDG-Kollegin Rita Matenaers machte jetzt von Wesel aus ein Wiedersehen möglich: „Es ist ein Beispiel dafür, welch große Bereicherung ein Austausch auch nach Jahren noch sein kann."
Nach zehn Jahren organisiert das Konrad-Duden-Gymnasium jetzt erstmals wieder einen Austausch mit einer französischen Schule
Gabi Schultze in NRZ vom 24.3.2010
Wesel. Wie klappt eigentlich Kommunikation, wenn das Gegenüber kein Wort Deutsch spricht? „Ein spannendes Experiment" für Tom Himmelreich, denn genau das probiert der 14-Jährige derzeit aus. Der Achtklässler des Konrad-Duden-Gymnasiums beteiligt sich am ersten Austausch des Gymnasiums mit einer Schule im französischen Montlouis-sur-Loire. Seit Samstag wohnt Austauschpartner Valentin (14) in Toms Familie. Und der spricht tatsächlich kein Wort Deutsch.
„Gar nicht so einfach manchmal", gibt Tom nach den ersten Tagen zu. Hauptsächlich kommunizieren die beiden Jungen auf Französisch miteinander. Wenn es da mal hapert, müssen eben Hände und Füße aushelfen. Für Toms Eltern ist es noch schwieriger, denn sie sprechen kein Französisch. Tom übersetzt für sie.
„Das klappt alles irgendwie, und das ist toll", sagt Tom. Sein Freund Noah Smeets, der ebenfalls einen französischen Schüler zu Gast hat, ist begeistert, wie schnell er sicherer geworden ist im Umgang mit der Fremdsprache. „Nach ein paar Tagen spricht man plötzlich ganz fließend."
Auch den französischen Schülern gefällt der Austausch gut. „Deutschland ist noch viel schöner als ich es mir vorgestellt hatte", sagt die 15-jährige Celine. Besonders mag die Schülerin das deutsche Essen, vor allem Brezeln. Es ist nach zehn Jahren das erste Mal, dass das KDG wieder einen Austausch mit einer französischen Schule auf die Beine stellt. Der Kontakt sei zufällig über das Internet zustande gekommen, erklärt Rita Matenaers. „Wir hoffen sehr, dass sich der Kontakt festigt und wir nun jedes Jahr gegenseitige Besuche zustande bringen." Im Mai fahren die Weseler nach Frankreich.
Für den französischen Lehrer Jean-Philippe Quiene hatten seine Weseler Kollegen übrigens eine ganz besondere Überraschung: Vor 37 Jahren war Quiene selbst als Austauschschüler in Südlohn. Die KDG-Lehrer haben recherchiert und organisierten am Sonntag ein Treffen mit dem damaligen Austauschpartner.