1342 wurde das Konrad-Duden-Gymnasium Wesel (KDG) als Lateinschule erstmals erwähnt, später hieß es dann “Königliches”, “Staatliches” oder “Städtisches Gymnasium”, schließlich nach dem Neubau und Umzug “Gymnasium Wesel Nord” und seit Februar 1985 lautet der offizielle Name “Konrad-Duden-Gymnasium”, denn Konrad Duden hat 1846 an unserem Gymnasium das Abitur abgelegt.
Sie bestand als mittelalterliche Lateinschule schon mindestens 270 Jahre, als sie 1612 vom westlichen Rande der Altstadt, dicht bei der Stadtkirche St. Willibrordi, in die Mathenavorstadt verlegt wurde.
Seit 1613 war die Schule nicht mehr ein Posten auf der Ausgabenseite der Stadtrechnungen, sondern es wurde eine eigene Gymnasialrechnung geführt. Fortan existierte die Schule für weitere 270 Jahre auf dieser Grundlage.
Der Rat hatte der Schule zu ihrer Eröffnung an ihrem neuen Standort in einem Epigramm aus zwei Doppelversen (Distichen) die Zweckbestimmung für ihren künftigen Weg mitgegeben. Es war auf eine Holztafel geschrieben, die am Schulgebäude so angebracht war, dass jeder Schüler sie sah, wenn er vom Schulhofe aus das Gebäude betrat, die Tafel aus Metall hängt in der Aula des KDG:
Hier hat latinischen Musen und griechischen Wesel geweihet
ein Gymnasium. Gott förderte segnend das Werk.
Hier wird Sitte gelehrt und mit Gottesfurcht Bildung des Geistes;
hierher, klevisches Land, sende dein junges Geschlecht!
1808 gliederte Napoleon Wesel als wichtige Festung in sein Kaiserreich ein; das Gymnasium hieß nun Ecole de Wesel. Sie wurde nicht nur in die straffe Schulaufsicht der französischen Staatsverwaltung einbezogen, sondern auch die Unterrichtsinhalte wurden nach französischem Muster gestaltet. Der Direktor und die Lehrer blieben in ihren Ämtern. Die Anordnung, dass der Unterricht in französischer Sprache abzuhalten sei, wurde nicht mehr umgesetzt, da die französische Herrschaft im Mai 1814 ihr Ende fand. Die Bestimmungen des Wiener Kongresses führten die Hohenzollern wieder in ihre alten Territorien im Rheinland und in Westfalen zurück. Wesel blieb, was es vorher gewesen war, eine Festung, nun aber wieder ein gegen Frankreich gerichtetes Bollwerk. Die Schule übernahm 1823 den Lehrplan des humanistischen Gymnasiums, wie ihn Wilhelm von Humboldt entworfen hatte.
Die Einweihung des neuen Gymnasialgebäudes fand am 18. Oktober 1882 statt. Sicher wäre auch ein anderer Tag möglich gewesen; aber der Tag, an dem Napoleon I. bei Leipzig die entscheidende Niederlage erlitt (16.-18. Oktober 1812), war neben dem Tag von Sedan (2. September 1871), der geradezu der nationale Feiertag des deutschen Kaiserreiches war, ein herausragender Gedenktag der „vaterländischen“ (= preußischen) Geschichte. Bis 1977/78 Schulgebäude des KDG. Heute befindet sich hier das Amtsgericht Wesel am Herzogenring:
1921: Die ersten Mädchen
Es ist für die Schülerinnen und Schüler des Konrad-Duden-Gymnasiums selbstverständlich, ja, gar nicht anders denkbar, als dass ihre Schule von Jungen und Mädchen gemeinsam besucht wird. Diese gemeinsame schulische Erziehung, Koedukation genannt, ist jedoch durch¬aus nicht ein seit jeher erreichter Zustand. Er trat auf dem Konrad-Duden-Gymnasium vor gerade vierzig Jahren ein; er ist damit allerdings etwas älter als der Name der Schule, der erst auf ein Alter von 37 Jahren zurückblicken kann. Seit 1972 konnten allerdings schon Mädchen angemeldet werden, wenn sie Latein von der 5. Klasse an lernen sollten. Geradezu sensationell aber war vor mehr als siebzig Jahren die Aufnahme von drei Mädchen in die Oberstufe des damaligen Staatlichen Gymnasiums Wesel, und zwar nicht nur für die Stadt selbst, sondern für ganz Deutschland, war doch die Koedukation zu jener Zeit zwar in den Grund- und Hauptschulen, damals Volksschulen genannt, und auch in den Realschulen üblich, nicht aber in den Gymnasien.
Wer waren diese jungen weiblichen Pioniere eines solchen gemeinsamen Schulbesuches und was waren die Gründe dafür? Lieselotte Bölitz, Leni Leyens und Lieselotte Ziegler stammten aus angesehenen Weseler Familien; Pfarrer, Kaufmann und Bauunternehmer waren ihre Väter.
Eine neue Zeit, ein neues Gebäude
Das altehrwürdige Weseler Gymnasium, ein einst humanistisches Jungengymnasium, hatte noch zwei weitere Veränderungen zu verkraften. Zum einen wechselte die Trägerschaft. Die damalige Landesregierung versuchte, staatliche Schulen an Kommunen zu übergeben. Aus dem staatlichen wurde so am 1. Januar 1974 ein städtisches Gymnasium Wesel. Nun gab es zwei städtische Gymnasien, die beide nicht weit voneinander entfernt lagen und Jungen wie Mädchen aufnahmen und nunmehr Gymnasium Wesel-Mitte und Gymnasium Wesel-Nord hießen. Eines – das Gymnasium Wesel-Nord am Herzogenring – musste verlegt werden. Es war in einem staatlichen Gebäude mit beschränktem Areal untergebracht und sollte daher in die Feldmark verlegt werden, wo im November 1974 an der Reeser Landstraße (heute Barthel-Bruyn-Weg) die Arbeiten an einem neuen Schulzentrum begannen.
Die Arbeiten auf dem neuen Areal, auf dem eine Hauptschule, eine Realschule und ein Gymnasium errichtet wurden, dauerten gut drei Jahre. Im März 1978 war das neue Gymnasium bezugsfertig, so dass der Umzug planmäßig in den am 13. März 1978 beginnenden Osterferien vollzogen werden konnte.
Am 10. März, dem letzten Schultag im alten Hause, hatten die Sekundaner eine symbolische Trauerfeier veranstaltet. Teilweise mit Frack und Zylinder gekleidet, trugen sie bei auf Halbmast gehisster Flagge ihre alte Schule mit feierlichem Trompetenspiel symbolisch zu Grabe.(…)
Am Dienstag, dem 4. April 1978, nach dem Ende der „verlängerten” Osterferien, nahm das Gymnasium Wesel-Nord, das erst sechs Jahre später in Konrad-Duden-Gymnasium umbenannt wurde, ohne nennenswerte Schwierigkeiten den Schulbetrieb im neuen Schulzentrum auf. Das alte Gebäude am Herzogenring wurde umgebaut und am 19. Januar 1984 zog das Amtsgericht ein, das bis dahin in der Ritterstraße untergebracht war.
Das KDG heute im neuen Gebäude (bezogen 1978): bis 1985 „Gymnasium Wesel-Nord“, ab 1985: „Konrad Duden Gymnasium“