RP, An Rhein und Lippe, 12.06.2025
Von Emma Büns
An den weiterführenden Schulen in Wesel bereiten sich die Abschlussjahrgänge auf den Abiball vor. Drei Organisationsgruppen berichten, was die Feierlichkeiten inzwischen kosten und wie sie das Geld dafür zusammenbekommen haben.
Wesel Sie haben es fast geschafft: Die Abiturienten haben ihre Klausuren geschrieben und die mündliche Prüfung abgelegt, die Nachprüfungen sind bis zum 4. Juli angesetzt und am darauffolgenden Tag müssen die Zeugnisse spätestens ausgehändigt werden. Während der Lernstress und die unruhigen Nächte allmählich abnehmen, steigt die Vorfreude auf den wohl schönsten Teil des Abschlusses: die Abiturfeierlichkeiten. Auch in Wesel laufen die Vorbereitungen der verschiedenen Jahrgänge auf Hochtouren. Doch wann haben sie überhaupt mit der Planung begonnen – und wie viel kostet der Abiball heutzutage? Wir haben nachgefragt.
Konrad-Duden-Gymnasium

Fotos: Emma Büns
Schon zu Beginn des ersten Jahres der Qualifikationsphase hat der diesjährige Abschlussjahrgang des Weseler Konrad-Duden-Gymnasiums sieben Komitees zur Planung der Abiturfeierlichkeiten formiert. So waren Schüler unter anderem für den Verkauf von Kaffee und Kuchen, die Mottowoche, das Abibuch und den Abiball verantwortlich. Mila Obermann, Maike Thürmer, Linus Quernhorst und Simon Petzel gehören zu denjenigen, die die Abschlussfeier organisieren. Dabei seien sie besonders vor eine Herausforderung gestellt worden, wie sie sagen: Während der Abiball in den vergangenen Jahren in der Schule gefeiert wurde, muss er diesmal ausgelagert werden. „Wir mussten uns also eine Location suchen – die größte Herausforderung der ganzen Planung“, erklärt Simon Petzel. „Denn es gibt einfach nicht so viele Möglichkeiten.“
Doch sind sie fündig geworden – und zwar in Voerde: Im Reyna Palace werden sie abends feiern. Dort gibt es Platz für etwa 500 Gäste. Die Location stellt einen Caterer, Dekoration und die nötige Technik. „Dadurch mussten wir nur noch einen DJ finden“, sagt Mila Obermann. „Das kam uns natürlich entgegen.“ Eingeladen sind Familienangehörige, Lehrer und ausgewählte Personen. Sie zahlen 22 Euro (Essen) beziehungsweise 15 Euro (Party). Die Zeugnisvergabe findet übrigens im Weseler Bühnenhaus statt. Vorher wird ein Gottesdienst im Willibrordi-Dom abgehalten.
Für die Abiturfeierlichkeiten in Voerde müsse die Stufe – sie zählt 121 Schüler – den Großteil ihrer Einnahmen ausgeben, sagt Linus Quernhorst. „Rund 30.000 Euro kostet uns der ganze Abispaß mit Mottowoche, Chaostag, Deko und Abiball.“ Eine Summe, die nicht leicht zu stemmen ist. Wie die Abiturienten sie finanziert haben? „Wir haben unter anderem Schulpartys veranstaltet, für Verpflegung bei Veranstaltungen an der Schule gesorgt, Vorabi-Partys organisiert und an Weihnachten Geschenke verpackt“, sagt Petzel. „Aber auch auf Spenden waren wir angewiesen. Außerdem hat jeder Schüler einen einmaligen Betrag von 120 Euro in die Stufenkasse gezahlt.“ Maike Thürmer ergänzt: „Im Vergleich zu den Stufen über uns merkt man, dass alles teurer geworden ist, man aber schwieriger Geld einnehmen kann. Wir hatten schon Sorge, dass wir die Karten für den Abiball teurer verkaufen müssen.“
Doch dazu komme es nicht – auch weil man kreativ gewesen sei, sind sich die Schüler einig. „Wir haben zum Beispiel Deko für die Mottowoche selbst gebastelt und Müll, der in den Tagen entstanden ist, für den Chaostag genutzt. Wir haben also Kosten gespart und waren gleichzeitig nachhaltig unterwegs.“ Auf die Frage, was die Abiturienten durch die Planung der Feierlichkeiten gelernt haben, sagen sie: „Wir nehmen mit, wie wichtig Struktur ist. Und dass man es nicht jedem Recht machen kann.“
Andreas-Vesalius-Gymnasium

Dass eine durchdachte Planung für die Organisation eines Abiballs wichtig ist und man kreative Ideen braucht, haben auch die 97 Schüler des diesjährigen Abiturjahrgangs des Andreas-Vesalius-Gymnasium in der Weseler Innenstadt gemerkt. Aus diesem Grund hätten sie ebenfalls im ersten Jahr der Qualifikationsphase mit den Vorbereitungen begonnen – und zwar in Komitees, die die Oberstufenleitung allerdings einteilte. „Der Gedanke dahinter war, dass sich jeder einbringt. Doch letztendlich übernimmt immer ein motivierter Kern die meiste Arbeit“, sagt Jan Topoll, der für die Finanzen zuständig ist. „Generell haben wir aber alle gut zusammengehalten.“
Neben der Mottowoche und dem Chaostag ist für sie selbstverständlich der Abiball der Höhepunkt ihres Abschlusses. Der Vertrag für die Location, in der sie nach der Zeugnisverleihung im Bühnenhaus feiern, wurde im vergangenen Sommer abgeschlossen, wie Jana Tepaß und Anna Janßen vom Abiball-Komitee berichten. Gefeiert wird abends demnach in einer Weseler Veranstaltungshalle mit rund 500 Gästen. „Dort gibt es auch einen Caterer, Security und einen DJ – ein Komplettpaket also“, meint Jana Tepaß. Anna Janßen ergänzt: „Der größte Teil der Organisation war damit recht schnell getan. Jetzt geht es noch um Kleinigkeiten wie Deko.“
Zum Abiball eingeladen sind Familienangehörige und Lehrer. Im Laufe des Abends findet jedoch eine Party statt, an der jeder teilnehmen kann – vorausgesetzt, man hat sich eine Karte gekauft. Sie kostet zehn Euro, der Eintritt für die ausgewählten Gäste kostet 45 Euro. „Durch den Kartenverkauf wollen wir unsere Ausgaben teilweise wieder zurückgewinnen“, erklärt Topoll. „Immerhin kosten uns Abiball, Chaostag und Co. Insgesamt 30.000 Euro.“ Um das Geld auftreiben zu können, haben die Abiturienten – wie auch am Konrad-Duden-Gymnasium – einen Eigenbeitrag in Höhe von 160 Euro in Raten gezahlt, verschiedene Veranstaltungen wie Kuchenverkaufe sowie Partys organisiert und dort auch stets eine Spendendose aufgestellt. „Firmenspenden haben wir tatsächlich nicht erhalten“, meint der 19 Jahre alte Weseler. „Dafür wurden häufig Kekse, Suppen und Kuchen für unsere Verkaufsstände gespendet. Besonders unsere Eltern waren da sehr bemüht.“
Gesamtschule Am Lauerhaas

Deutlich weniger Ausgaben zu stemmen hatte der Abiturjahrgang der Gesamtschule Am Lauerhaas im Weseler Ortsteil Obrighoven: Mehr als 9000 Euro kosten unter anderem Abiball, Abibuch und Deko. Wie das sein kann? „Wir haben Glück mit unserer Location. Denn wir müssen für sie nichts zahlen“, sagt Amy Evers, die das sogenannte Eventkomitee leitet. „Wir haben mit dem Betreiber nämlich abgemacht, dass wir seine Getränke ausschenken und diese Einnahmen dafür an ihn gehen.“ So mussten die Schüler lediglich einen Sicherheitsdienst und einen Cateringservice beauftragen, der in die Schule liefert. Dort findet nach einem Gottesdienst nämlich die Zeugnisvergabe in der Aula und ein gemeinsames Essen statt. Abends wechseln die Abiturienten mit Lehrern und Freunden dann in das Schützenhaus des Vereins Wesel-Fusternberg an der Rundsporthalle. Der Eintritt kostet fünf Euro. Während die Schüler kostenlos trinken dürfen, zahlen die Gäste ihre Getränke eben.
Allerdings: Zwar sind die Ausgaben der Stufe im Vergleich zu denen der Gymnasien geringer, doch sie konnte auch schwerer Geld einnehmen: Vonseiten der Schule durften keine Eigenbeiträge erhoben werden. „Wir mussten daher kreativ werden und uns überlegen, was gut ankommt und uns gleichzeitig Geld einbringt“, erklärt die stellvertretende Stufensprecherin und Schülersprecherin Tessa Domeier. Daher haben die 65 Abiturienten erstmals einen Quizabend in der Schule veranstaltet und dabei für Verpflegung gesorgt – „das kam sehr gut an. Wir hoffen, dass die jüngeren Stufen diese Veranstaltung zur Tradition machen“. Ihr Budget konnten sie zudem durch Schulpartys, Kuchenverkaufe und Firmenspenden aufstocken.
Mit der groben Planung begonnen hatten die jungen Erwachsenen im Oktober des vergangenen Jahres mit der Formierung der Komitees, im Januar wurde sie intensiviert. Nun, knapp sechs Monate später, habe man gelernt, besser mit Stress umzugehen, spontaner zu sein und Verantwortung zu tragen. „Wir sind Planungstalente geworden – mussten wir auch“, sagt Nico Bienen, der in die Organisation der Abschlussfeierlichkeiten involviert ist. „Aber wir wissen, dass sich der Aufwand lohnen wird.“ Immerhin sei der Abiball das Event, das man in den letzten Schuljahren am meisten herbeisehne – neben Mottowoche und Chaostag natürlich. Und das muss entsprechend gefeiert werden.
INFO
2026 keine Prüfungen
an Gymnasien
Hintergrund Mit dem Schuljahr 2019/2020 haben die meisten Gymnasien in Nordrhein-Westfalen wieder auf das neunjährige Gymnasium (G9) umgestellt. Das bedeutet, dass Schülerinnen und Schüler, die etwa im Sommer auf ein Gymnasium wechseln, nun wieder nach neun Jahren ihr Abitur abschließen.
Besonderheit Dieses Jahr legt der letzte Jahrgang nach acht Jahren das Abitur ab. 2026 wird es an den Gymnasien somit keinen regulären Abiturjahrgang geben – dieser Jahrgang wird als „Weißer Jahrgang“ bezeichnet. Erst ab 2027 werden wieder regulär Abiturprüfungen stattfinden, dann allerdings für G9-Schülerinnen und Schüler